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Eugène Roy (1790-1827)

Biographie

Roy war Professeur, Flageoletvirtuose und Verfasser vieler Instrumentalschulen und Arrangements. Über sein Leben war bisher nichts bekannt. Aufgrund neu recherchierter Quellen, darunter rund 30 Publikationen von Roy selbst und ein Dutzend Berichte über ihn, lässt sich jetzt eine Biographie rekonstruieren.

Einen Teil der Lebensdaten von Roy erfahren wir in einem Nachruf von 1828 (Illustration 2). Geboren sei er in Lons-le-Saunier im französischen Jura. Da er als jeune musicien bezeichnet wird, schlage ich als Geburtsjahr ca. 1790 vor. Vermutlich nach Erfüllung von Kriegsdiensten, war Roy in Lyon tätig und wohnte dort an der Rue Tupin 15. Etwa 1819 kam er nach Paris, wo er für verschiedene Verlage Publikationen im goût du jour (wie einige seiner Hefte heissen) verfasste, als Flageolettist auftrat und von dort aus Konzertreisen unternahm. Er starb laut diesem Nachruf im August 1827 in Marseille.

Dass Roy kein Unbekannter sondern connu und à la mode war, bezeugt folgende Ankündigung von Arrangements eines Schülers: On reconnaît, à la grace et à la facilité avec laquelle ces ouvertures sont arrangées, que M. Émile Delaigne est élève de M. Eugène Roy, un de nos professeurs les plus connus et les plus à la mode.

Die Reihe der Publikationen von Roy ist lang. Es handelt sich meist um Hefte, die in Druck, Grösse und Umfang der Trompetenschule gleichen. Viele davon sind Schulen und Arrangements für Flageolet, andere sind für Klavier, Violine, Flöte, Klarinette, Trompete, Horn und Gitarre bestimmt. Die Drucke weisen wie damals üblich kein Publikationsjahr auf, aber aufgrund ihrer Stichplattennummern können sie alle in die Zeit zwischen 1813 und 1827 datiert werden.

Besonders illustrativ sind zeitgenössische Berichte zu Konzerten: 1822 reiste Roy nach Belgien und konzertierte am 18. und 29. September vermutlich in Brüssel (Faber, Belgique, 193, 228) und am 29. Oktober und 1. November in Liège, wo er als Mr. Eugène Roy, flageolet-solo de la cour de France angekündet wurde (Martiny, ­Liège, 544).

1824 trat Roy in Stuttgart vor dem württembergischen König Wilhelm I auf, war aber offenbar nicht erfolgreich: In den Königl. Kammerconcerten liessen sich noch die Herren Böhm aus Wien (Violinist), Maas aus Mannheim (Oboist), und ein Hr. Le Roy aus Paris auf dem Flageolet hören; die beyden ersten mit, letzterer hingegen ohne allen Beyfall (Breitkopf, AMZ, 367). Über ein Konzert vom 9. April in Strassburg sind gleich zwei Berichte überliefert (Breitkopf, AMZ, 629, vgl. Ill. 3 und Pinnock, Harmonicon, 36). Beide erwähnen Roys einzigartiges Echospiel auf dem Flageolet.

Dass Roy 1824 Richtung Südwesten nach Stuttgart und Strassburg reiste, ist für die Entstehung unserer Trompetenschule von besonderem Interesse: Es ist denkbar, dass er auf dem Vorbeiweg in Mainz bei Schott Publikationen in die Wege geleitet hat. Nicht nur die Trompetenschule sondern alle sieben Hefte von Roy bei Schott wurden in den Jahren 1824 bis 1826 gedruckt.

Eine letzte Quelle zu Eugène Roy ist die Biographie Universelle von 1884 des renommierten Publizisten François-Joseph Fétis. Sie war bisher die einzige bekannte Quelle und stiftete mehr Verwirrung als Klarheit. Tausende von Musikern sind hier verzeichnet und unsere Kenntnisse zu Roy werden mehrheitlich bestätigt: Er habe in verschiedenen Regimentern gedient und sei second chef d’orchestre des bals champêtres de tivoli gewesen. Für fast alle Pariser Verlage habe Roy Arrangements populärer Melodien und aktueller Opern verfasst und viele seiner Hefte seien auch auf Deutsch erschienen. Fétis behauptet aber auch, dass er eigentlich Leroy geheissen habe und 1816 gestorben sei. Beides kann nun widerlegt werden, was wenig überrascht, da Fétis gelegentlich eine lückenhafte Information auch durch plausible, von ihm frei erfundene Dokumente ersetzt hat (Wangermée, Fétis, 1093).

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